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Südfriedhof | Ehrenhain | Einführung

Der ehemalige "Sozialistische Ehrenhain" auf dem Leipziger Südfriedhof

Sozialistischer Ehrenhain Der ehemalige "Sozialistische Ehrenhain" befindet sich auf der Hauptwegeachse des Südfriedhofs zwischen Kapellenanlage (Krematorium) und Nordtor.

Der Zustand 1901 - 1924
Im Jahre 1901 erfolgte durch den Ratsgärtner Otto Wittenberg (1834-1918) eine Erweiterung der damals noch kleinen Lindenallee. Zwischen Kapellenanlage (Krematorium) und Nordtor entstand eine 400 m lange und 28 m breite Allee, die von Grabstätten bedeutsamer Leipziger Familien gesäumt wurde.

Bestattung auf der Mittelachse
1945 organisierten amerikanische Truppen die erstmalige Bestattung auf der Mittelachse der Lindenallee. 75 Opfer des Lagers Abtnauendorf, einem Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald, sollten hier unter amerikanischer Aufsicht begraben werden. Die schlichten Gräber kennzeichnete man durch Holzkreuze.

Die Umwandlung zum Ehrenhain
In den Jahren 1947/48 wurden die Holzkreuze der Toten von Abtnauendorf entfernt und 17 Urnen von Gegnern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft beigesetzt. Die Gräber der Widerstandsgruppe bildeten jetzt den Beginn des Ehrenhains, der in der Folgezeit stetig erweitert werden sollte. Der "Sterbende Krieger", eine Bronzeplastik von Walter Arnold, markiert seit 1948 den Ausgangspunkt der Urnenreihengrabstätte. Die Grabmähler sind durch einheitlich gestaltete Kissensteine, die jeweils den Namen des Verstorbenen tragen, aus Löbejuner Quarz und Porphyr gebildet. Nur Persönlichkeiten mit besonderen Verdiensten, wie "antifaschistische Widerstandskämpfer, Aktivisten der ersten Stunde oder Erbauer des Sozialismus" (W. Knape, S. 41) wurden an diesem Ort beigesetzt. Die SED Leipzig beschloß die Bestattung der "Opfer des Faschismus" zum Teil gegen den Willen von Familienangehörigen.
Dieser Teil der Gedenkstätte des Ehrenhains blieb in der Folgezeit so erhalten.

Der ehemalige "Sozialistische Ehrenhain"

"Jede Stadt, jeder Kreis und jede Gemeinde verfügen über Traditionen, die zu unserer Identität, zur progressiven und humanistischen Geschichte unseres Volkes gehören. Deshalb halten wir es für richtig und notwendig, Gedenkstätten der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und des deutschen Volkes, Ehrenhaine, Museen und Traditionskabinette, aber auch andere historische Zeugnisse noch mehr für die klassenmäßige und patriotische Erziehung zu erschließen." (Erich Honecker, Rede in: Der sozialistische Ehrenhain, 1986.)

Von 1982-86 wurde der "Sozialistische Ehrenhain" als Projekt des WTZ Sportbau Leipzig unter Mitwirkung von Dozenten und Studenten der Berliner Kunsthochschule errichtet. Die ursprüngliche Gestaltungskonzeption sollte allerdings von der SED Leipzig weitestgehend ignoriert werden. Das Projekt sah einen großen Einschnitt in die historische Hauptwegeachse des Südfriedhofs vor. Die Lindenbäume wurden gefällt und Grabstätten bedeutender Leipziger Familien eingeebnet. Die gesamte Anlage versiegelte man großflächig mit Natursteinplatten. Am 6. Oktober 1986, dem Vorabend des 37. Jahrestages der DDR, wurde die neugestaltete Anlage der Stadt übergeben. Der Hauptplatz am Ende des "Sozialistischen Ehrenhains" sollte nunmehr als Aufmarsch- und Versammlungsbereich dem Gedenken der Opfer des Faschismus, gegen Krieg, für Frieden und Sozialismus dienen. Zu diesem Anlaß gab es jährlich Großkundgebungen, die von der Partei- und Staatsführung begleitet wurden. Dieser Appellplatz stellt für uns heute ein steingewordenes Zeugnis des Selbstverständnisses der politischen Führung der DDR dar.


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