Leipziger Kunstorte
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Neue Messe | Tilo Schulz

Tilo Schulz - Information von Messemitarbeitern und Öffentlichkeit

Tilo Schulz nennt seine Arbeit an der Leipziger Messe reine Dienstleistung. Er hat die Vermittlung der Arbeiten des Kunstprojektes über Vorträge, Führungen, Postkarten und Zeitungsannoncen betrieben. Er war mit verschiedenen Schulklassen auf dem Gelände und hat über die Messe-Geschichte, Architektur und zu den einzelnen Kunstwerken referiert. Als Beispiel für die Notwendigkeit seiner Tätigkeit nennt er Günter Förgs Wandmalerei, deren Räumlichkeit sich erst durch das Auf- und Abfahren mit dem Lift erschliesst.

T.S: Ich habe keine offenen Vorträge gehalten. Ich habe dieses Vermittlungskonzept auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet. Die Vorträge und Schulungen fanden mit ganz bestimmten Gruppen statt. Ich kann als einzelne Person bei einem so großen Projekt keine allgemeine und offene Kunstvermittlung betreiben. Man muß schon spezifisch werden, sonst bräuchte ich ein Team von 10-20 Leuten. Auf der Messe habe ich Schulungen mit den Mitarbeitern gemacht. Die müssen nämlich mit der Kunst umgehen, leben und arbeiten können. Und sie müssen außerdem selbst eine Art Vermittlung betreiben. Ursprünglich war die Messe eine soziale Angelegenheit. Menschen aus dem In- und Ausland haben sich dort getroffen, um sich auszutauschen.

Und heute, funktioniert da diese Öffentlichkeit noch?

T.S: Nein, das ist schon ein sehr geschlossener Bereich. Die Messeleitung hat auch darüber nachgedacht, die Eingangshalle am Wochenende offen zu lassen. Das wäre auch unbedingt notwendig gewesen, da ja die Messe aus der Stadt ausgelagert wurde. Wenn sich die Leute am Wochenende zur Messe Kunst und Architektur ansehen wollen, müssen einige Dienstleistungen angeboten werden. Sonst bricht die Beziehung zwischen den Bürgern Leipzigs und der Messe immer weiter ab.

Ihr Projekt "Exhibition without Exhibition" versteht sich als ein Austellungsprojekt, das verschiedene Vermittlungspraktiken aufgreift, aber keine eigentliche Show bietet. Es gibt Postkarten, Poster, Prewievs und eine Vortragstournee. Alle Praktiken, die normalerweise eine Ausstellung umgeben, stehen als Vermittlung in Mittelpunkt.

T.S: Das Projekt entstand aufgrund meiner eigenen, über Jahre hinweg stattfindenden Beobachtung. Wie Künstler arbeiten, stellt eines meiner Haupthemen dar. Es gibt bestimmte Künstler, die eine räumliche Ausstellung nicht brauchen und immer wieder in schwierige Situationen deswegen kommen. So habe ich einige dieser Künstler eingeladen. Das Problem vieler Ausstellungen liegt wohl darin, daß die Kuratoren kreativer sein möchten als die Künstler. Und hier habe ich versucht, einen anderen Ansatzpunkt zu finden. Ich habe keine thematische Ausstellung vorstellen wollen, sondern mich eher nach den Arbeitsweise der Künstler orientiert. Kunst bedarf Vermittlung - oder vielleicht auch nicht ... Bei der Rose von Iza Gentzken hatte ich das größte Problem. Zu dieser Arbeit konnte ich nicht viel sagen. Für mich ist die Arbeit eine typische 80er Jahre Drop-Sculpture. Eine von Künstlern, die im Atelier etwas schaffen und es dann irgendwo hingebracht wird. Eine Arbeit die überhaupt gar keiner Vermittlung bedurfte war die von Jorge Pardo, wo die Leute sein Werk sofort angenommen haben. Es funktioniert wie ein Ost-West Zentrum, wo die Kommunikation zwischen der Ausstellung im Osten zusammen mit der des Westens trifft. Eigentlich wollten alle dieses Cafè benutzen und nicht das völlig kalte und graue Cafè gegenüber, was von den Architekten entworfen wurde.

Ihr Ansatz spiegelt eine aktuelle Entwicklung der Zeitgenössischen Kunst wieder: nämlich, daß auch Information und Kommunikation selbst als künstlerische Handlungsmuster zu begreifen sind.

T:S: Ich habe überhaupt erst mit der Kunstvermittlung begonnen, weil ich selbst aus einem völlig ìunkulturellen Hintergrundî komme. Erst ab einem gewissen Punkt, begann ich mich für Kunst zu interessieren. Kunst beinhaltet für mich ein ähnliches System wie Literatur. Aber in der Kunst ist die Zugänglichkeit viel komplexer. Also hatte ich große Schwierigkeiten und kam mit der Sache nicht klar. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich mich in diesen Zwischenbereich bewegt - zwischen Produktion und Rezeption. Dort habe ich mit der Vermittlung begonnen. Bei der Kunstvermittlung handelt sich um eine grundsätzliche Haltung. Die künstlerischen Arbeiten können sich davon unabhängig entwickeln. Es geht eher darum, langfristige Tendenzen und Entwicklungen in der künstlerischen Praxis aufzuzeichnen.

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