Daniel Buren - "Das Auf und Ab der Farbe", Rauminstallation
Mit seinen Streifen hat Daniel Buren (geb. 1938) ein Medium gefunden, um
das vorhandene Kunstsystem aufzubrechen. Seit 1967 verwendet er die vertikalen
Streifen mit der konstanten Breite von 8,7 cm, abwechselnd weiß und
farbig, als alleiniges Strukturelement. Die Wahl der Farben richtet
sich nach unterschiedlichen Maßstäben, um jegliche 'Mystifikation'
zu vermeiden. Die Streifen tauchen im Werk von Daniel Buren in
ganz variabler Weise auf - Leinwände, Mauern, Holzwände, Glas, Beton und
Rolltreppen sind seine bevorzugten Objekte. Seine Arbeiten finden
an Durchgangsorten, wie z.B. auf öffentlichen Plätzen, Fenstern, Türen und
Korridoren ihren Platz. Sie tauchen an Nebenschauplätzen der Architektur
auf oder-wie es Buren formuliert-als 'Löcher in der Architektur'.
Durch die Streifen, die mit den herkömmlichen Erscheinungsweisen von Kunst
brechen, wurde Buren zu einem der schärfsten Kritiker der
zeitgenössischen Kunst. Er verzichtet auf alle Faktoren, die ein
Kunstwerk gemeinhin in Szene setzen. Man findet in seinem Werk keine
spektakulären Ansätze im Bildaufbau, d.h. die Streifen kreuzen sich
nicht und dadurch wird keine Dynamik hervorgerufen. Die Einfachheit ist
sein Prinzip. Da er auf alle künstlerische Effekthascherei verzichtet,
lenkt er die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die inhaltlichen
Zusammenhänge und Vernetzungen zwischen seiner Theorie und Praxis. Ein
weiteres großes Merkmal seiner Arbeit ist das "in situ", d.h. vor
Ort / auf den Ort bezogenes Arbeiten. Zu dieser Arbeitsweise gelangte er
durch eine intensive Auseinandersetzung mit Marcel Duchamp sowie dem Ort
Museum als Institution. Er setzte sich sehr kritisch mit dem Museum als
Austellungsort auseinander. Er wandte sich gegen die Vorstellung, daß
etwas erst ein Kunstwerk sei, wenn es in einem Museum hängt.
Er lehnte viele Einladungen zu Einzel- und Gruppenaustellungen in Museen
aufgrund dieser kritischen Einstellung ab. Sein anfängliches Werk ist
von kämpferischen Parolen gegen Museen geprägt. Durch seine Arbeit "vor Ort"
verwirklicht er die Idee, den inneren und äußeren Rahmen des Museums -
als ausschließlichen Ort der Kunst - zu verlassen und dessen einschränkende
Bedingungen zu ignorieren.
Buren versteht sich nicht als Konzeptkünstler. Obwohl seiner Arbeit durch
die festgelegte Streifenbreite von 8,7 cm ein strenges Reglement unterliegt,
ließ er es niemals auf dem Konzept allein beruhen. Seine Arbeiten mußten
ausgeführt werden, um ihre Wirkung entfalten zu können.
Zu einer seiner wichtigsten Arbeiten zählt "Les deux plateaux" im
Ehrenhof des Palais Royal in Paris. Die eindrucksvolle Platzgestaltung
präsentiert sich tagsüber eher dezent in hellgrau und schwarzen Streifen.
Nachts ist der Platz jedoch ein einziges farbenfrohes "Lichtspiel". Drei
Monate lang war Buren gezwungen, die Realisierung seines Projektes zu
unterbrechen, da Gegner des französischen Staatspräsidenten Mitterand
die Arbeit per Gerichtsbeschluß verhindern wollten.