Leipziger Kunstorte
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Nikolaikirche | Marcel Odenbach | "Niemand ist mehr dort wo er anfing (1989/1990)"

Installationsbeschreibung

Die Videoinstallation besteht aus einem Videoband, abgespielt auf einem Monitor, der auf Gläsern steht. Dieses Ensemble befindet sich auf einem Podest.

Die Einleitungssequenz des Videos beginnt mit der ZDF-Übertragung einer Massendemonstration in der DDR. Die Aufnahmen der Parade mit fröhlichen Menschen mit brennenden Fackeln, wiedergegeben in Farbe und in Zeitlupe, geben den medial vermittelten Blick auf die verordneten Jubeldemonstration vom 6. Oktober 1989 (unter den Linden) in Ost-Berlin wieder.

Das Bild vermischt sich mit den überblendeten schwarzweißen Dokumentaraufnahmen der Paraden von SS-Truppen mit Fackeln und SS-Fahnen. Die ineinander gehenden Bilder werden auf der Tonebene von einem unerbittlichen Rhythmus begleitet. Es folgt die schwarzweiße Aufnahme von Graffiti an der Berliner Mauer, überblendet mit weiteren Aufnahmen von FDJ-Aktivisten mit Fahnen. Der bisherige Ton wird ausgeblendet nach einer knappen Minute bleibt nur noch die mit einer wackelnden Kamera aus unmittelbarer Nähe aufgenommene Mauer in schwarzweiß übrig.

In wenigen Augenblicken öffnet sich in der Bildmitte ein schmaler vertikaler Bildstreifen: Darin erscheinen im mittleren Spalt die Aufnahmen, die der Künstler am 09.11.1989, kurz vor der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze, in Leipzig gemacht hat. Sie zeigen Demonstranten vor der Nikolaikirche mit angezündeten Kerzen während einer der Montagsdemonstrationen, begleitet vom Originalton des Geschehens. An den seitlichen Bildflächen setzt sich ununterbrochen die Kamerafahrt entlang der mit Graffiti bedeckten Mauer, wiedergegeben in schwarzweiß fort. Diese Bilder werden nach 2.30 unterlegt mit einer zusätzlichen Tonebene, auf der Musik von J.S. Bach zu hören ist. Nach einer weiteren Minute wird das mittlere Bild zum Vollbild, gezeigt in Zeitlupe: Zu sehen sind überwiegend Gesichter von jungen Menschen, die Kerzen anzünden. Das Vollbild setzt sich weitere eineinhalb Minuten fort, bevor es (bei 5.05 min) durch einen mittleren vertikalen Bildstreifen unterbrochen wird. Darin läuft ein Filmausschnitt in schwarzweiß. Man sieht einen Mann, der ein Treppenhaus hinaufsteigt und in den Händen ein Tablett mit einem Glas Milch trägt. Nach zehn Sekunden erklingen rhythmisch sich wiederholende Ausrufe: Deutschland einig Vaterland! - und die Seitenbilder zeigen jetzt die, aus einem fahrenden Auto aufgenommenen, Bilder von winkenden Menschen am Rande einer Autobahn. Die Aufnahmen einer Autofahrt über die deutsch-deutsche Grenze mit vorbeifahrenden "Trabis" ist in Zeitlupe wiedergegeben und dauert 40 Sekunden, bevor sie ins Schwarze ausgeblendet wird. Das mittlere Bild mit dem Filmausschnitt ist dann links und rechts schwarz abgegrenzt, dauert noch wenige Sekunden fort, bis der Mann mit dem Glas Milch beim Aufsteigen der Treppe die Kamera erreicht hat.


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