Die Legende von Egon Erwin Kisch
"Frau Maria Pauline Mende hatte, so erzählen die älteren Leipziger, das Haus Marienstrasse 4 inne. Es war gewiß ein vornehmes Etablissement, selbst angesichts der stattlichen Vergleichsmöglichkeiten,
durch die die Stadt in der Welt berühmt ist.
In dem offenen Hause, das Frau Maria Pauline hielt, verkehrten die feinsten Herren der Stadt, und auch den Damen, die hier sozusagen zu Hause waren, wird nachgerühmt, dass sie die Kunst der vollendeten Unterhaltung besaßen.
Die Prinzipalin genoß in ihrem Heim bei Gästen und Angestellten größten Respekt - aber es konnte ihr nicht verborgen bleiben, dass alle Freundschaftsbeweise und alle Ehrenbezeigungen in dem Augenblicke ausblieben,
da sie sich öffentlich zeigte. Vom Theater, in dem sie eine Loge abonnieren wollte, wurde ihr das Geld zurückgesandt, und in ähnlicher Weise wurde sie brüskiert, wenn sie sich an gesellschaftlichen Veranstaltungen zu beteiligen versuchte.
Dabei hatte sie sich nichts zu schulden kommen lassen, hatte ihre Steuern immer pünktlich bezahlt, stand mit der Polizei dienstlich und außerdienstlich auf dem allerbesten Fuße und war den Mädchen, deren Gewerbe sie als schimpflich betrachtete,
durch keinerlei andere Beziehung verbunden, als dass sie in ihrem gastlichen Hause leben und lieben ließ, wofür sie deren Einnahmen an sich nahm."
Weiteres zum Thema "Mendebrunnen"
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- Beschreibung
- Interpretation
- Vorbilder für den Mendebrunnen
- Gespräch zwischen einem Kritiker und einem Liebhaber des Mendebrunnens
- Frau Maria Pauline Mende
- Die Legende von Egon Erwin Kisch
- Das Echo in der DDR auf den Mendebrunnen in der Leipziger Volkszeitung
- Inschriften und Cartouchen
- Variationen der Inschriften für den Mendebrunnen von Gustav Theodor Fechner
- Ausschreibungs- und Wettbewerbsgeschichte
- Technische Daten
- Umfeld des Brunnens
- Ausblick
- Literaturverzeichnis