Leipziger Kunstorte
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Augustusplatz | Einführung

Zerstörung im Krieg und Neugestaltung

Der traditionsreiche Augustusplatz wurde bei den ersten schweren Bombenangriffen auf Leipzig in der Nacht vom 3. zum 4.Dezember 1943 fast völlig zerstört. Das alte Universitätsgebäude brannte aus, das Bildermuseum und das Theater waren nur noch Ruinen. Die Universitätskirche hatte nur leichte Schäden erlitten.
Der gleich nach Kriegsende am 1.August 1945 in Karl-Marx-Platz umbenannte Platz diente zunächst als Trümmerkippe. Die ersten Planungen der Nachkriegszeit sahen aber einen Wiederaufbau der historischen Gebäude vor. Durch die im Jahr 1950 verabschiedeten "16 Grundsätze des Städtebaus" wurden die Rekonstruktionspläne jedoch gegenstandslos. Die Stadtzentren sollten danach als politische Zentren der Städte fungieren. Wichtiger Bestandteil der Grundsätze war die Idee eines zentralen Platzes, der als Aufmarschfläche für Demonstrationen gedacht war. Er sollte durch eine Hochhausdominante bestimmt und mit Magistralen verbunden werden.
Vor diesem Hintergrund entstanden völlig neue Konzepte für die Gestaltung des Karl-Marx-Platzes. Der Wiederaufbau der historischen Bausubstanz war somit grundsätzlich in Frage gestellt. Ein noch 1950 ausgeschriebener Wettbewerb für ein Operngebäude blieb ohne Ergebnisse. Ein neuer Wettbewerb im darauffolgenden Jahr stellte die Gesamtgestaltung des Platzes in den Vordergrund. Vorschläge zum Bau eines Kulturhochhauses und zur Verlegung der Oper an die Südseite des Platzes wurden aber wieder verworfen. Nach langwierigen Diskussionen begann man dann 1956 am ehemaligen Standort des Neuen Theaters mit dem Bau des Opernhauses nach Entwürfen von Kunz Nierade und Kurt Hemmerling. 4 Jahre später konnte der erste und einzige Opernneubau der DDR eingeweiht werden.
Für die restliche Platzgestaltung war ein 1959 infolge eines Beschlusses des Politbüros des ZK der SED zur Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes entwickeltes Konzept ausschlaggebend. Der neue Bebauungsplan sah an der Ostseite eine moderne Hauptpost und ein "Haus der Kunst und Wissenschaften" vor. Für das Bildermuseum und das Augusteum war ein Wiederaufbau vorgesehen. Die Universitätskirche sollte durch Verrollung versetzt werden, da ein "Gotteshaus" nichts in einem sozialistischen Platzensemble zu suchen hatte.
Die Hauptpost wurde in den Jahren 1961-64 als siebengeschossiger Stahlbetonskelettbau mit Aluminium-Vorhangfassade nach einem Entwurf von Kurt Nowotny umgesetzt. Auf der anderen Straßenseite entstand als dritter Neubau am Karl-Marx-Platz von 1963-65 das Hotel Deutschland (heute Hotel mercure). Bemerkenswert war hier die Ausstattung mit Werken namhafter DDR-Künstler u.a. mit Wandbildern von Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig.
Im Jahre 1962 wurde die Ruine des Bildermuseums abgetragen, um ein neues Gebäude zu errichten. Diesen Plan setzte man jedoch nie um. Ein neues Bildermuseum entsteht erst heute auf dem Sachsenplatz. Seit 1960 gab es die ersten stadtplanerischen Konzepte, die einen Neubau der Universität und die Beseitigung der historischen Gebäude vorsahen. In dieser Zeit entstand die Idee eines Uni-Hochhauses als Stadt- und Platzdominante. Nach einer Direktive des ZK der SED und des Ministerrats vom 5.4.1968 mit der Forderung, den Aufbau der sozialistischen Stadtzentren zu beschleunigen, wurde der Neubau der Universität von der Leipziger Stadtverordnetenversammlung beschlossen und noch im selben Jahr eilig ein Wettbewerb ins Leben gerufen. Da kein erster Preis vergeben werden konnte, sprach sich der gebürtige Leipziger Walter Ulbricht dafür aus, wesentliche Teile des drittplazierten Entwurfes von Hermann Henselmann zu übernehmen. Nach seinen Plänen sollten sowohl das Universitätshochhaus als auch ein Auditorium Maximum an der Stelle des Bildermuseums verwirklicht werden. Nach der von erheblichen Protesten der Leipziger Bürger begleiteten Sprengung der Universitätskirche am 30.Mai 1968 begann man unverzüglich mit den Bauarbeiten. Der Betonkern des eigentlich als Hörsaalgebäude geplanten Sektionshochhauses war nach nur anderthalb Monaten in Gleitbauweise hochgezogen; die Turmspitze wurde als Stahlfachwerkkonstruktion aufgesetzt. Im Jahre 1975 konnten die letzen Teile des Universitätskomplexes fertiggestellt werden.
Das Neue Gewandhaus entstand als letzter großer Neubau zu DDR-Zeiten zwischen 1977 und 1981 als Pendant zur gegenüberliegenden Oper.


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